Von Lisa Fenger auf Mittwoch, 12. Dezember 2018
Kategorie: Buchstabensuppe

Meine Lieblingsfloskel: Geld wird in die Kassen gespült

Wer viel schreibt, bedient sich ihrer schon mal: der Floskel. Flosculus ist lateinisch und heißt Blümchen. Nun sind Blumen meine Lieblinge und Blümchen ebenso. Jedoch der zwanghafte Einsatz der immer gleichen Redewendung im ewig gleichen Zusammenhang wirkt wie die Grabbepflanzung mit Stiefmütterchen.  

Wer viel schreibt, bedient sich ihrer schon mal: der Floskel. Flosculus ist lateinisch und heißt Blümchen. Nun sind Blumen meine Lieblinge und Blümchen ebenso. Jedoch der zwanghafte Einsatz der immer gleichen Redewendung im ewig gleichen Zusammenhang wirkt wie die Grabbepflanzung mit Stiefmütterchen.  

Floskeln habe eine Haupteigenschaft: Sie gehen zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, ohne dass sie ein Bild im Kopf des Lesers erschaffen hätten. Gute Texte erzeugen Bilder im Kopf. Niemand liest gerne abstrakte Texte, aber Geschichten, die so bildstark sind wie Märchen, bleiben in Erinnerung. Wenn Sie also schreiben, dann versuchen Sie eine Geschichte zu erzählen. Es muss ja nicht ein Märchen sein, aber sie sollte einzigartig sein, mit Worten erschaffen, die die Langeweile vertreiben.  

Die langweiligsten Floskeln der Welt

Mein absoluter Favorit der überflüssigen Floskeln ist das Spülen von Geld in Kassen. Hier meine Hitliste von Floskeln:

Ich könnte noch endlos weiterschreiben, aber viel wichtiger ist doch dies:

Wie schreiben Sie originell?

Die wichtigste Zutat zum guten Schreiben ist Mut. Mut, das Geschriebene immer wieder zu überprüfen und zu verwerfen. Stellen Sie sich der Herausforderung immer wieder zu korrigieren und noch einmal prüfen, ob das wirklich interessant ist. Ist Ihr Text spannend, fesselnd oder begeisternd geschrieben? Gut schreiben heißt nicht, besonders ungewöhnlich zu schreiben. Gute Sätze sind prägnant und von allem Überflüssigen befreit. Eigentlich ist es ganz einfach. Aber das Einfache ist immer das Schwerste. Lassen Sie sich deshalb Zeit beim Schreiben.

Ein Glas Rotwein ist übrigens keine gute Hilfe. Es schaltet höchstens den inneren Zensor aus und den brauchen Sie beim Texten.

Ein kurzer Text ist viel schwieriger als ein langer Text

Nach langer und reiflicher Überlegung, und ich habe es mir dabei nicht leicht gemacht, komme ich zu dem festen Entschluss, dass ich heute einmal einen Text mit vielen unnötigen und überflüssigen Floskeln und umschreibenden Adjektiven schreiben möchte. Ich bin mir dabei durchaus im Klaren, dass langatmige, aufgeblähte und stillose Texte langweilen.

Floskeln sind auch Wortfolgen oder Wortanhäufungen, die nicht der Klarheit dienen, sondern einen Text nur aufblähen und verwässern. Der oben stehende Text könnte auch einfach so heißen:

Ich möchte heute einen aufgeblähten, langweiligen Text schreiben. Ich weiß, dass ich Sie damit langweilen werde.

Liebgewonnene Floskeln

Eine Floskel ist nicht per se schlecht. Es ist der ständige Gebrauch im wiederholten gleichen Zusammenhang, der eine Floskel unangenehm macht. Warten Sie auf den nächsten Steuerbericht und Sie werden garantiert hören: „... hat Millionen in die Staatskassen gespült." Statt dessen könnte man formulieren, dass die unerwarteten Einnahmen die Staatskasse füllten oder stärkten. Übrigens ist in diesem Zusammenhang auch das Steuersäckel nicht weit. Dieses originelle Beutelchen taucht regelmäßig beim Spülen in die Kasse oder den sprudelnden Einnahmen auf. Man kann sich darauf verlassen.

Die fünf oben genannten Floskeln tauchen auch regelmäßig auf, aber sie haben einen verbindenden Charakter. Sie sind schmückendes Beiwerk und gehören zum guten Ton. Ein offizieller Brief oder eine Ansage in der Bahn, die auf diese Konvention verzichten würde, mag eher verwirrend als originell wirken.

Die Redeblume

Redeblume ist ein veralteter Begriff für Floskel, klingt aber ganz hübsch. Phrase, Sprachhülse oder Plattheit umschreibt das Gleiche. Im Weglassen liegt die Kunst könnte auch fast eine Floskel sein, wenn der Gehalt nicht so schwerwiegend wäre. Eine Floskel ist ja etwas Überflüssiges. Das Weglassen jedoch ist eine echte Kunst.

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